Alfred Evert 15.02.2003

01.03. Reale Sicherheit

Schein oder Sein
Ein esoterisch angehauchter Schöngeist mag schwärmen: ´da ist Zuversicht, Hoffnung, Leben, Wille, Substanz, Energie, Bewegung, Kraft, Ursache und Wirkung´. Ein realer Materialist überkommt das Grausen oder er frägt: ´was, womit, wie, wann, warum und wozu´. Ein Naturwissenschaftler stellt nüchtern fest: ´da ist Materie, Energie, Bewegung, Kraft und keine Wirkung ohne Ursache´.

Wissenschaftlich korrektes Vorgehen ist, wenn wiederum alle obigen Aussagen darauf geprüft werden, was sichere Erfahrung bzw. Erkenntnis von realer Existenz ist und was nur gedanklich abstrakte ´Platzhalter´ (begriffliche Festlegungen wohl definierten Inhalts oder gar nur ´Worthülsen´) sind, also zu unterscheiden zwischen realer und nur gedanklicher ´Wahrheit´.

´Ex oriente lux´, Wahrheiten beziehen sich aus östlicher Erleuchtung, wenngleich der Westen sich zumeist auf die alten Griechen ´beschränkt´. Als erstaunlich fortschrittlich gilt z.B. Demokrit, der alles auf Atomen begründet sah. Dagegen sieht Aristoteles ziemlich alt aus mit seinen vier Elementen Erde, Feuer, Wasser, Licht plus der fünften ´Quint-Essenz´ seines Äthers. Heraklit´s ´panta rhei´ wiederum klingt modern, wenn wir heutiges Fließen, Werden und Vergehen sehen. Für viele recht unsympathisch ist Platon geworden, der uns in der Höhle sieht und rätseln und streiten lässt nur über die Schattenbilder uns nicht sichtbarer Realität. Noch schlimmer empfinden viele die Zumutung wirklich östlicher Weltsicht, dass alle von uns erkannte Realität nichts als Illusion sei.

Erst die neue Naturwissenschaft machte diesem Rätselraten über die wahre Beschaffenheit aller vielfältigen Erscheinungen ein Ende, beispielsweise zum Aufbau der Materie.

Materielle Teilchen
Ein Wissenschaftler ´befreite´ uns von der Vorstellung, Luft sei ein ´esoterisches Element´, indem er materiellen Luftdruck mit seinen zwei Halbkugeln nachwies. Ein anderer erstickte eine Kerzenflamme durch übergestülptes Glas und fand so den ´Stickstoff´. Wasser blieb nicht länger ´esoterisches Lebenselixier´, sondern wurde als H2O erkannt (wenngleich dieses Gemisch zweier Gase noch immer nass ist).

Die unendliche Vielfalt materieller Erscheinungen wurde letztlich auf rund 80 ´chemische´ Elemente reduziert (plus einige wenige, weniger haltbare Substanzen).

Diese überschaubare Menge unterschiedlicher Substanzen wurde nochmals entscheidend reduziert durch die Erkenntnis, dass alle Atome sich nur hinsichtlich der Anzahl ihrer Elementarteilchen unterscheiden. Alles ist danach nur noch aufgebaut aus den stabilen beiden Teilchen der Elektronen und Protonen, plus einigen Neutronen. Elektronen umkreisen den Kern auf unterschiedlichen Bahnen, auch der Kern ist in ständiger Bewegung.

Für kurze Zeit war damit die Welt in einfacher Ordnung, die Materie (bzw. auch das ´esoterische Element Erde´) auf ganz wenige, real gegebene Bausteine zurück geführt. Zugleich ist alles in Bewegung, Materie in Realität also niemals ruhend.

Selbst das ´esoterische Element Licht´ wurde bestehend aus Photonen erkannt - wenngleich ungewiß bis heute blieb, ob sich Teilchen vorwärts bewegen oder Wellen ausbreiten im Raum (und damit alle elektromagnetische Erscheinungen nun reale Teilchen oder ´nur´ Wellen sind). Neben vielen nachweisbaren Strahlungen vermutet man bzw. versucht nachzuweisen z.B. auch Neutrinos als stabile Teilchen.

Quarks & Co
Diese ´heile´ Welt des Atom-Modells ging aber rasch zu Bruch durch die Erkenntnis, dass auch Elementarteilchen nicht die letztlich realen Bausteine aller Substanzen sind. Man fand zuerst einige ´Quarks´, dann mehr und mehr, über hundert sind heute bekannt und ein Ende ist nicht abzusehen. Die vorigen Elementarteilchen stellen jeweils einen anderen Mix dieser Grundbausteine dar.

Allerdings, praktisch all diese ´Steine´ sind von nur extrem kurzer Lebensdauer, wandeln sich von einer Erscheinung zur anderen in unablässigem Wandel (also wie ein alter Grieche es beschrieb). Die Lebensdauer beträgt bei einigen Teilchen einige Sekunden, die meisten Teilchen ´existieren´ aber nur Nanosekunden und noch kürzere Zeiten.

Damit aber ergibt sich die generelle Frage, ob solch kurzweilige Erscheinungen überhaupt als eine real existente Substanz bezeichnet werden dürfen. Darüber hinaus sind diese ´Bausteine´ mit Eigenschaften definiert, die zur Beschreibung einer realen Substanz absolut untauglich wären: up, down, strange, charmed, bottom, top (wohl aber zur Beschreibung von Bewegungen dienen könnten, zumal bei deren ständigem ´Wechselspiel´).

Unschärfe und Wahrscheinlichkeit
Völlig zerstört wurde die Vorstellung konkreter Materie, bestehend aus realen Teilchen, durch die Erkenntnis, dass beispielsweise die Elektronen um einen Atomkern keinesfalls exakt bestimmbar sind: entweder nur ihr aktueller Ort oder nur ihre Geschwindigkeit (Heisenbergsche Unschärfenrelationen). Es gab nur mehr Wahrscheinlichkeiten.

Mathematisch ist das alles kein Problem, alle Werte aller Atome und Teilchen sind sehr genau bestimmt, alles paßt zu allem, alle ´Naturkonstanten´ sind durch jede Menge Gegen- und Querrechnungen bestens bestätigt. Allerdings weiß jeder ´Kalkulator´, dass in ´zweckdienlich´ aufgebautem Formelsatz alles und jedes zu rechnen ist, letztlich immer wieder die vorgegebenen Basiswerte bestätigt werden. Nur weil man etwas rechnen kann, ist noch gar nichts über den Realitätsbezug des Ergebnisses ausgesagt.

Man hat nach den real existierenden Bausteinen aller Materie gesucht - und fand letztlich nur abstrakte Wahrscheinlichkeitswerte. Es erscheint mir äußerst mutig, diese Erkenntnis als möglichst wahres Abbild von Realität betrachten zu wollen.

Etwas in Bewegung
Nach den eingangs aufgestellten Kriterien sollte streng unterschieden werden zwischen Begriffen, die real gesicherte Erscheinungen beschreiben und den abstrakten Begriffen, die nur zur gedanklichen Handhabung dienen dürfen. Unter diesen Gesichtspunkten können nur zwei Fakten als real gesicherte Erkenntnis gelten: 1. es gibt etwas und 2. es gibt Bewegung.

Das sind zwei der drei Axiome, welche ich oben angesprochen habe. Erstens: Substanz ist real erkennbarer Fakt. Zweitens: Bewegung ist real erkennbarer Fakt.

Das dritte Axiom basiert darauf, dass niemand sagen kann, warum überhaupt etwas da sein oder in Bewegung sein sollte. Als Homo-Sapiens können wir uns Existierendes nicht ohne Grund für seine Existenz vorstellen, als Homo-Faber können wir uns Existierendes nur als Ergebnis eines Produktionsprozesses vorstellen. Im Zusammenhang mit diesem, unserem generellen Dilemma verwenden wir allgemein den Begriff ´Gott´ als Begründer oder Produzent des Universums. Auch wenn andere diese abstrakte ´Worthülse´ (weil aus unserer begrenzten Sicht nicht präziser definierbar) nicht gebrauchen mögen, bleibt diese Unterstellung stets ungeklärt.

Ein Etwas und viele Bewegungen
Es ist noch die Frage zu klären, wie vielerlei unterschiedliche Substanzen es gibt. Im chemischen Sinne sind es so viele wie es chemische Elemente, ihrer Varianten und aller Kombinationsmöglichkeiten gibt. Das macht die enorme Vielfalt aller materiellen Erscheinungen aus.

Auf der Suche nach der zugrundeliegenden Ur-Substanz wurde diese Anzahl entscheidend reduziert auf ganz wenige unterschiedliche Elementar-Teilchen, die dann aber wieder ausgeweitet wurden in möglicherweise uferlose Zahl unterschiedlicher Sub-Elementarteilchen.

Nach dem eingangs aufgestellten Kriterium bzw. allgemein gilt, dass eine Theorie um so wahrer ist, je weniger Eingangs-Größen unterstellt werden. In diesem Sinne ist die denkbar einfachste Lösungsvariante, als real existentes Etwas nicht Vielerlei, sondern nur ein einziges Etwas als Grundsubstanz aller Erscheinungen zu unterstellen.

Die offensichtliche Vielgestalt der Erscheinungen (bis unterhalb der Elementarteilchen) dagegen kann man unterstellen als unendlich viele Bewegungsformen der einen Substanz.

Doch zurück zu meiner eben eingeführten Worthülse des ´Einen´. Als real gesichert kann nach Obigem nur gelten, das es irgendetwas gibt und irgendwelche Bewegungen. Wenn ich nun behaupte, das dieses Irgend-etwas nur Ein-etwas ist, so stellt das eine rein gedankliche Abstraktion dar.

Gerade die Erkenntnisse der Quantenphysik legt aber diese logische Schlussfolgerung aus zwei Gründen nahe. Zum einen verwandeln sich die Sub-Elementarteilchen in kürzester Zeit vom einen zum anderen. In diesen Zeiträumen können keine neue reale ´Substanzen´ gebildet werden, wohl aber kann die eine reale Substanz derart schnell andere Bewegung aufweisen.

Zweitens existiert Unschärfe bei der Beobachtung von Elektronen, nach Heisenberg´s Theorie, aber inzwischen auch wohlbekannt durch reale ´Bilder´ von Atomen, welche diese als ´wolkige´ Gebilde zeigen. Diese Unschärfe käme nicht zustande, wenn abgegrenzte, unterschiedliche Substanzen real existent wären. Wohl aber könnte eine einzige reale Substanz, die sich nur in unterschiedlichen Bewegungen befindet, tatsächlich nicht scharf zu orten sein bzw. würden unscharfe, wandernde Reflektionen nur ´verschwommene Licht-Bilder´ ergeben können.

Insofern kann als real gesicherte Erkenntnis durchaus unterstellt werden, dass es tatsächlich nur eine grundlegende Substanz gibt, die allerdings höchst vielfältige Bewegungen ermöglichen muss. Von diesen beiden Axiomen geht meine Äther-Theorie aus. Wie später dargelegt wird, sind darauf basierend diverse physikalische Phänomene sehr einleuchtend bzw. als zwangsläufige Erscheinungen erklärbar, so dass diese Unterstellungen auch von den Ergebnissen dieser Theorie her bestätigt werden.

01.04. Alles und Nichts Äther-Physik und -Philosophie